Historisches Areal in Wandlitz - Goebbels-Villa zu verschenken

Do 02.05.24 | 16:34 Uhr
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Archivbild: Ehemaliger Landsitz von Joseph Göbbels am Bogensee in 2020. (Quelle: dpa/Gabriele Hanke)
Video: rbb24 | 03.05.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Gabriele Hanke

Das Areal Bogensee mit einer ehemaligen Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels gammelt seit Jahrzehnten vor sich hin. Berlins Finanzsenator möchte die Kosten verschlingende Immobilie lieber heute als morgen loswerden.

Berlins Finanzsenator Stefan Evers will ein Areal am Bogensee mit einer ehemaligen Villa von NS-Propagandaminister Joseph Goebbels in Wandlitz notfalls verschenken. "Ich biete jedem an, der das Gelände übernehmen möchte, es geschenkt vom Land Berlin zu übernehmen", sagte der CDU-Politiker am Donnerstag im Abgeordnetenhaus.

Bisher seien indes weder die Kommune Wandlitz noch das Land Brandenburg oder der Bund an einem solchen "großzügigen Geschenk" interessiert gewesen.

Nutzungsideen für Goebbels-Villa werden diskutiert

Das rund 17 Hektar große Gelände, auf dem sich Goebbels ein Landhaus bauen ließ, ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt und verfällt. Nach dem Ende der NS-Diktatur nutzten die Alliierten das Gelände kurzzeitig als Lazarett. 1946 übergaben die Sowjets dann das Gelände der Freien Deutschen Jugend (FDJ), die dort eine Jugendhochschule gründete.

Seit geraumer Zeit wird wieder verstärkt über Nutzungsideen für das Areal diskutiert, das dem Land Berlin gehört. Berlin erwägt, die Gebäude abzureißen und die Flächen zu renaturieren, weil die jährlichen Kosten für Sicherung und Unterhalt in die Millionen gehen.

Abriss droht Goebbels-Villa und FDJ-Jugendhochschule in Wandlitz

Evers versicherte, dass sich die Hauptstadt zielführenden konzeptionellen Überlegungen nicht verschließen werde, wenn sie im Interesse der Stadt lägen und der vielschichtigen historischen Bedeutung des Areals gerecht würden. Vor diesem Hintergrund sei er gespannt auf Vorschläge des Bundes oder aus Brandenburg und auf die Benennung möglicher Geldquellen, etwa Fördergelder.

"Sollte das aber einmal mehr ins Leere führen wie in den vergangenen Jahrzehnten, dann hat das Land Berlin keine andere Möglichkeit, als so den Abriss zu vollziehen, wie er jetzt vorbereitet und von uns adressiert ist", sagte Evers.

Berlin habe sich jahrzehntelang um eine Zukunft des Areals bemüht. "Zur Wahrheit gehört aber auch, dass dieses jahrzehntelange Bemühen ein reichlich einseitiges war." Man sei auf Partner auf Bundesebene und in Brandenburg angewiesen, mit denen bisher kein Fortkommen möglich gewesen sei.

Erst von der NS-Elite genutzt, jetzt von Schulkindern

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.05.2024, 16:22 Uhr

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42 Kommentare

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  1. 42.

    Bloß keine Reichsbürgeransiedlung. Die kaufen ja gerne in Brandenburg. Siehe Rutenberg.

  2. 41.

    Bin voll Ihrer Meinung - ansonsten droht (Ruine hin oder her) es zu einem Wallfahrtsort für Nazis und deren Umfeld zu verkommen.

  3. 40.

    Die Einfallslosigkeit ist ja nun unübersehbar. Die Ratlosigkeit auch. Das Verschenken macht mich nun wieder ratlos. An wen den bitte? Und in 5 Jahren wird dann gejammert, weil der Investor nichts tut? Nimmt dann Berlin das Geschenk zurück?
    Hier wiederhole ich mich gerne: Reisst ab (und recycelt dem Schutt), und lasst es zuwachsen. ich finde, das ist ein sehr tragfähiges Konzept für eine Privatvilla eines der übelsten Nazi-Verbrecher.

  4. 39.

    >"für eine Immobilie, für die es offensichtlich keine tragfähige Nachnutzung gibt?"
    Ich denke mal, in 2 Jahren ist dann die Entscheidung reif für eine sinnvolle Nutzung oder eben für den Abriss.
    Heutzutage können solche Objekte auch virtuell für die Nachwelt erhalten werden. Da gibts schon gute 3D Scan-Technologien, um das Areal und auch Innenansichten begehbar für die digitale Zukunft zu erhalten.

  5. 38.

    Ich verstehe ihr Argument. Die Ziegel, den Baustahl, die Leitungen und den restlichen Bauschutt kann man aber ganz exakt genauso recyclen wie den von Häusern aus den gleichen oder jüngeren Baujahren. Vielleicht wurde noch nicht einmal Asbest verbaut, weil es zu früh dafür war. Ist es nachhaltiger, die Energie und die Kosten aufzubringen, für eine Immobilie, für die es offensichtlich keine tragfähige Nachnutzung gibt? Und was windige Konzepte angeht: Bitte nicht noch eine Investitionsruine. Übrigens gibt es auch direkt im Stadtgebiet Gebäude in öffentlicher Hand, die leer stehen.

  6. 37.

    Lieber Ex-Kollege Micha! Die Beweggründe, die damals zur Ablehnung des LFG-Vorschlages führten, sind mir jetzt nicht bekannt. Unwilligkeit und Verzögerungstaktik der beteiligten Behörden wären aber durchaus denkbar. Da ich vermute, dass nach 15 Jahren der Plan vom Tisch ist, bleibt die Frage, wie jetzt mit dem Gelände umzugehen ist. Irgendwie scheint das Objekt ja den Sauerbierstatus erreicht zu haben. Bund, Brandenburg und die Gemeinde Wandlitz sind genauso ratlos wie Berlin und am Geschenk nicht interessiert. Der Vorschlag des Senators war insofern natürlich ganz geschickt und lenkt etwas von der Berliner Einfallslosigkeit ab. Bleibt also wirklich nur noch eine Stiftung, ein Verein bzw. ein Privatinvestor. Man wird sehen, ob sich jemand meldet und wer das beste Konzept vorlegt. Da ich jedoch kein Freund von Privatisierung öffentlichen Eigentums bin, würde ich an dieser Stelle Verpachtung evtl. im Wege des Erbbaurechts bevorzugen.
    Viele Grüße

  7. 36.

    >"Ein Seniorenheim draus machen. Wird immer mehr Senioren geben."
    Das müssten dann aber auch Senioren sein, die diese Abgeschiedenheit vernab jeder städtischen Infrastruktur mögen oder dorthin abgeschoben werden. Also mein Ding wäre das nicht. Ist dann doch schon ziemlich weitab vom Schuss.

  8. 35.

    Was "soll" denn eigentlich vermittelt werden?,
    die bisherige "historische" Nutzung dieser Gebäude/ dieses Geländes war schlimm, oder das architektonische ist schlimm?
    "ist seit dem Jahr 2000 ungenutzt" - wie würde der Reichstag, ungenutzt, unbeheizt, ungewartet, aussehen?
    Auch wer, wenn mit offenen Augen, durch den Ostteil Berlins geht, kann beobachten, welch Fabrik-, Büro-, Wohnheim-Gebäude Jahre, eher Jahrzehnte, leer stehen bzw. unbewirtschaftet dem Verfall auszusetzen.
    Ach ja Kultur-/Sport-Stätten vergass ich - siehe SEZ!

  9. 34.

    Denke eine mögliche Nutzung als öffentliche Einrichtung (Uni, HS, Ausbildungszentrum) oder auch Eigentumswohnung ist kompliziert, aufgrund fehlender Infrastruktur und fehlender Anbindung an ÖPNV. Auto ginge mit Straßenbau, scheint aber wenig zukunftsträchtig. Bahn- und S- Bahn- anbindung, Straßenbau wird, außer Tesla, sich niemand leisten können.

  10. 32.

    Ein Seniorenheim draus machen. Wird immer mehr Senioren geben.

  11. 31.

    Geschenkt bekommen und einziehen.

  12. 30.

    Auch ich würde auf jeden Fall, sofern sich keine sinnvolle Nutzung durch das Land Berlin finden lässt, die Übernahme durch einen anderen öffentlich-rechtlichen Eigentümer oder eine gemeinnützige Stiftung begrüßen. Wenn öffentlicher Besitz in Privathand übergehen soll, bekomme ich immer Bauchschmerzen. Irgendwelche Ost-West-Animositäten auszuleben führt jedoch an dieser Stelle nicht weiter und ist für mich eher ein Zeichen eines schablonenhaften Schwarz-Weiß-Denkens.

  13. 29.

    >"Reisst das Ding ab und überlasst das Gelände der Natur. Da wird nix mehr draus."
    Abreißen ist jetzt aber auch wenig nachhaltig. Es fällt Bauschutt ohne Ende an. Und das ist Bauschutt einer anderen Zeit, nicht wie heute alles wiederverwertbar und so. Einfach so die Gebäude ohne Bewirtschaftung liegen lassen darf man in Deutschland auch nicht. Der Eigentümer ist für die Sicherung verantwortlich. Einfach so liegen lassen kostet auch Geld.
    Es haben in der Vergangenheit schon einige Stiftungen totgesagte Immobilien übernommen und diese zu einem Schulungszentrum umgenutzt. Aber wahrscheinlich ist dieser Nutzungsmarkt derzeit wohl gedeckt. So viele große Stiftungen mit solchem Bedarf gibts ja nicht.

  14. 26.

    >"PS.: Bayern liegt übrigen nicht im Westen sondern im Süden."
    Und überhaupt ist Bayern von uns aus gesehen ja schon Ausland ;-))
    Wenn dann sollten doch einheimische Vereine, Institutionen, Stiftungen oder so dieses Areal sinnvoll nutzen.

  15. 25.

    Reisst das Ding ab und überlasst das Gelände der Natur. Da wird nix mehr draus. Bei der Lage und der Geschichte des Geländes ist das für mich das schlüssigste Konzept. Da es in all den langen Jahren bis jetzt kein anderes tragfähiges Konzept gegeben hat, sehe ich da auch keines in der Zukunft.

  16. 24.

    >"Städtische Azubis könnten in/an den Objekten lernen."
    Sehr gute Idee! Quasi Handwerksschule mit Praktika am lebenden Objekt. Nicht wie sonst in Trägerschulen des Handwerks, wo die Mauer hochgezogen wird im Unterricht und dann wieder eingerissen.
    Also ich habe aus den Beiträgen hier schon 3 sinnvolle Vorschläge herausgelesen.
    Weiter so mit der Kreativität! Wer hat noch ne tolle Idee, ohne dass durch einen Abriss unnötig Bauschutt anfällt?

  17. 23.

    "Wird sicher wieder irgendein Wessi...." usw. usf. ===> Noch schlimmer wäre natürlich, ein Ami würde das Gelände kaufen (Bsp. Tesla / Musk). Das ginge ja nun GAR NICHT! Wäre es Ihnen lieber, ein Ossi (wer ist Ossi?) käme in den Besitz des Areals? Irgendwie scheinen Sie immer noch unter der Käseglocke zu leben. Heilige verbohrte Einfalt!
    PS.: Bayern liegt übrigen nicht im Westen sondern im Süden.

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